Team von ProRetro und Netzwerk Modernisierungspartner

Das Jahr 2022 brachte für das Projekt ProRetro Erfolge und wachsendes Interesse an der Idee der One-Stop-Shops für energetische Gebäudesanierung, aber ebenfalls neue und unerwartete Herausforderungen. Daher möchten wir gerne auf das vergangene Jahr zurückblicken.

Der wichtigste Erfolg ist, dass in allen unseren fünf Umsetzungsstädten und -regionen mit der Erprobung von One-Stop-Shop-Dienstleistungen gestartet werden konnte und diese seitdem interessierten Kundinnen und Kunden am Markt angeboten werden. Daher wollen wir an dieser Stelle näher auf die einzelnen Städte und Regionen schauen und zusammenfassen, was dort in ProRetro in diesem Jahr geschehen ist. 

Das Jahr 2022 in den ProRetro Städten und Regionen

  • Berlin: Im August 2022 eröffnete die Berliner Energieagentur das BAUinfo Berlin, an dem sie mit ProRetro auch als Partner beteiligt ist. Während die Beratungsaktivitäten des BAUinfo Berlin allen Berliner Gebäudeeigentümer*innen offen stehen, wird im Rahmen von ProRetro eine umfassendere Betreuung für Berliner Wohnungseigentümergemeinschaften ermöglicht. So nahmen die Kolleg*innen der Berliner Energieagentur 2022 schon an Eigentümerversammlungen teil. Für einzelne Wohnungseigentümergemeinschaften konnten bereits Energiekonzepte entwickelt werden. Im Dezember konnten Interessierte bei einer Vorort-Begehung mehr über den Einsatz einer Geothermie-Wärmepumpe in einem klassischen Berliner Mehrfamilienhaus aus der Gründerzeit erfahren.  Das genaue Leistungsspektrum des ProRetro-One-Stop-Shops für Berlin können Sie hier nachlesen. Dort finden Sie auch Kontaktinformationen.
  • Kreis Böblingen: Auch die im Rahmen von ProRetro angebotenen Dienstleistungen der Energieagentur Böblingen sind an Wohnungseigentümergemeinschaften gerichtet. Im Jahr 2022 war die Nachfrage von Wohnungseigentümergemeinschaften nach Beratung durch die Energieagentur Böblingen sehr groß. Besonders viel Beratungsbedarf besteht dabei hinsichtlich der Möglichkeiten zur Förderung und Finanzierung des Vorhabens. Zugleich wird Unterstützung bei der Suche nach qualifizierten Energieberater*innen und Handwerksunternehmen benötigt. Zu den Angeboten der Energieagentur Böblingen zählt auch die Teilnahme an Eigentümerversammlungen. Im Jahr 2022 machten 17 Wohnungseigentümergemeinschaften von dieser Möglichkeit bereits Gebrauch. Zusätzlich wurden 36 Erstberatungen durchgeführt und dadurch über 200 Akteure erreicht. Mehr Informationen zum Leistungsspektrum der Energieagentur Böblingen sowie Kontaktmöglichkeiten finden Interessierte auf dieser Seite.
  • Bottrop: Der Umsetzungspartner Innovation City Management begann mit der Erprobungsphase ihres One-Stop-Shop-Angebots für Bottrop bereits im August 2021. In diesem Zeitraum haben schon mehr als 450 Gebäudeeigentümer*innen eine Beratung erhalten. Entsprechend des One-Stop-Shop-Gedankens steht die Innovation City Management den Ratsuchenden auch nach der Erstberatung bei Rückfragen zur Verfügung. Für 2023 ist zudem geplant, die Beratenen aktiv hinsichtlich des aktuellen Standes des Vorhabens zu kontaktieren und bei der Umsetzung stärker zu begleiten. Mehr Informationen zum Leistungsangebot und Kontaktmöglichkeiten finden Sie hier.
  • Region Hannover: Der One-Stop-Shop für die Region Hannover besteht in einer engen Kooperation mit dem Netzwerk Modernisierungspartner. Seit April 2022 können Sanierungsinteressierte über ein Online-Formular eine Anfrage an das Netzwerk Modernisierungspartner stellen. In diesem Netzwerk haben sich verschiedene Anbieter branchenübergreifend aus dem Bereich Gebäudesanierung zusammengeschlossen – von Energieberater*innen und Architekt*innen bis zu Handwerksunternehmen. Das Netzwerk verfügt durch seine Mitglieder über das Know-How zur Durchführung anspruchsvoller energetischer Sanierungen. Zugleich hat sich gezeigt, dass gerade in Zeiten hoher Nachfrage ein größeres Netzwerk mit mehr Mitgliedern Voraussetzung für ein erfolgreiches One-Stop-Shop-Angebot ist. Daher stand 2022 auch im Zeichen von Bemühungen zur Gewinnung neuer Mitglieder. Mehr zum Angebot für die Region Hannover und Kontaktmöglichkeiten finden Sie auf dieser Seite.
  • Wuppertal: Im Rahmen von ProRetro konnte die Raumfabrik ihr bestehendes Leistungsspektrum erweitern. So wird die Erstberatung nun in der Regel von einem Energieberater begleitet. Damit ist sichergestellt, dass bei der Planung von Maßnahmen zur Gebäudesanierung das langfristige Ziel einer Klimaneutralität des Gebäudes im Blick bleibt und die umzusetzenden Maßnahmen mit einem Sanierungsfahrplan kompatibel sind. Zugleich stand das Jahr 2022 in Wuppertal im Zeichen des Solar Decathlon Europe. Die Raumfabrik war während der Ausstellung im Tiny House der Handwerkskammer Düsseldorf vertreten und informierte zu ProRetro und ihrem Leistungsangebot. Weitere Informationen zum One-Stop-Shop für Wuppertal sowie Kontaktmöglichkeiten finden Sie auf dieser Seite.

Herausfordernde Rahmenbedingungen

Grafische Darstellung des Preisindex Instandhaltung Wohngebäude 2012 bis 2022
Eigene Darstellung von Daten des Statistischen Bundesamtes

Allen Umsetzungspartnern war dabei gemeinsam, dass das Interesse an energetischen Maßnahmen aufgrund der Energiekrise des Jahres 2022 außergewöhnlich hoch war und daher Marketingaktivitäten für die Angebote kaum mehr notwendig waren. Stark steigende Preise, insbesondere von Erdgas, motivierten viele Eigentümer*innen dazu, sich über Möglichkeiten eines Heizungstauschs beraten zu lassen.

 

Großer Beratungsbedarf besteht jedoch weiterhin in Bezug auf Komplettsanierungen, da die Gebäudehülle oft nicht im Fokus steht. Diese sollte jedoch in vielen Fällen zuerst angegangen oder der Heizungstausch im Rahmen einer Komplettsanierung durchgeführt werden. Andererseits kennzeichneten nicht nur beim Energieangebot stark steigende Preise das Jahr 2022. Gerade das Ausbaugewerbe, welches Sanierungen durchführt, war von Materialengpässen und steigenden Bau- und Materialpreisen stark betroffen. Dies verdeutlicht der starke Anstieg des Preisindexes für die Instandhaltung von Wohngebäuden in den Jahren 2021 und 2022, der oben grafisch dargestellt ist. Zugleich erlebten auch die Bauzinsen einen selten gesehenen Anstieg innerhalb eines Jahres. Diese Marktentwicklungen wirken den aus den Energiepreissteigerungen entstehenden Anreizen für energetische Sanierungen entgegen. Die Zurückhaltung und die Unsicherheit bei Investitionsentscheidungen war auch für unsere Umsetzungspartner deutlich zu spüren – sie zeigen aber auch wie wichtig unabhängige Beratungsangebote für Gebäudeeigentümer*innen derzeit sind.

 

Peer Prozess, Präsentationen und Vernetzung

Ein zentraler Baustein des Projektes ProRetro ist der so genannte Peer-Prozess. One-Stop-Shops aus anderen europäischen Ländern, die bereits etabliert bzw. weiter in der Entwicklung ihres Geschäftsmodells sind, stehen den Umsetzungspartnern in Deutschland beratend zur Seite.

Bild des Projektteams beim Projekttreffen im November 2022

Nachdem die COVID-19-Pandemie in den ersten beiden Projektjahren nur virtuelle Austauschformate erlaubt hat, konnten 2022 endlich die geplanten persönlichen Besuche bei den Peer-Partnern durchgeführt werden. Im Juni besuchte ein Team aus Hannover das Team der Linnaeus Universität und von Klimatfastigheter in Schweden, ein Team aus Böblingen die Hauskunft in Wien und ein Team aus Bottrop IDF Energies in der Île-de-France. Im Herbst waren schließlich die Raumfabrik aus Wuppertal und ICM aus Bottrop bei Reimarkt in den Niederlanden und die Berliner Energieagentur bei der Hauskunft in Wien. Hintergründe zu den Peer Partnern und ihren Geschäftsmodellen können Sie in unserem Blog nachlesen.

Außerdem freuten wir uns 2022 über viele Gelegenheiten unser Projekt vorzustellen. Beispielhaft seien hier eine Online-Veranstaltung des IkZB Berlin im März und das Covenant of Mayors Investment Forum im Oktober in Brüssel genannt. Außerdem gaben zwei Workshops in Brüssel im September und Dezember uns die Möglichkeit zur Vernetzung mit anderen europäischen Projekten in diesem Feld und zum Austausch mit Vertreterinnen und Vertretern der Europäischen Kommission. Im Herbst trafen wir uns zudem zu einem Projektreffen bei der Berliner Energieagentur. Während des Projekttreffens diskutierten wir intensiv die anstehenden Aufgaben und tauschten uns produktiv mit allen Umsetzungspartnern zu aktuellen Herausforderungen aus.

Damit beginnen wir unser letztes Projektjahr 2023 und sind gespannt, über welche Erfolge wir uns dieses Jahr freuen können, aber auch welche Herausforderungen noch warten. Neuigkeiten zum Projekt werden wir weiterhin an dieser Stelle veröffentlichen.