Ein Bild der Maison de L'Énergie in Toulouse

I-HEROS (Integrated Home Energy RenOvation Service) ist ein im gleichen Horizon 2020-Programm wie ProRetro gefördertes Projekt. Mit I-HEROS werden alle Services rund um die Beratung zur Gebäudemodernisierung als sogenannter One-Stop-Shop unter einem Dach gebündelt, um Hauseigentümer*innen bei der energetischen Modernisierung in der südfranzösischen Metropolregion Toulouse zu unterstützen. Durch eine bessere Koordinierung der bestehenden Dienstleistungen und Programme und die gezielte Ausrichtung auf bestimmte Zielgruppen soll der One-Stop-Shop zum Projektende 2023 die Anzahl der Modernisierungen in der Region um 2.000 pro Jahr erhöhen. Die Zielgruppen des One-Stop-Shops in Toulouse sind sowohl Eigentümer*innen von Einfamilienhäusern als auch Besitzer*innen von Eigentumswohnungen und Wohnungseigentümergemeinschaften.

Die Metropolregion Toulouse

Die Metropolregion Toulouse umfasst 37 Gemeinden mit einer Bevölkerung von 796.203 Einwohner:innen. Etwa zwei Drittel der 435.936 Wohnungen in Toulouse Metropole befinden sich in Mehrfamilienhäusern und rund 42 % der Wohneinheiten sind Eigentumswohnungen. Besonders im historischen Zentrum von Toulouse und in den Gemeinden rund um die Stadt Toulouse wurden viele Häuser vor 1993 erbaut und verfügen über einen niedrigen Energiestandard mit Energieausweisen der Klassen G und F.

 

Dienstleistungen und “Customer Journey”

Flussdiagramm für den One-Stop-Shop Toulouse
Durch die Kombination der bestehenden Energieberatungsdienste bietet der One-Stop-Shop einen umfassenden Service für Hauseigentümer*innen im Modernisierungsprozess an. Die „Kundenreise“ umfasst sechs Schritte, von denen jedoch nicht alle verpflichtend sind.

Der Erstkontakt ist telefonisch oder im Beratungszentrum “Maison de L’Énergie” im Zentrum von Toulouse möglich. Bei der ersten Kontaktaufnahme stellen die Kund*innen einem/ einer Energieberater*in des One-Stop-Shops „Toulouse Métropole Rénov” das Modernisierungsprojekt vor.

Anschließend leitet der/ die Energieberater*in die Kund*innen zu einer auf ihr Projekt abgestimmte Diagnose an. Die Diagnose kann von einer einfachen Beratung bis hin zu einer vollständigen Analyse durch eine Architektin bzw. einen Architekten reichen. Diese Phase ist wichtig, um den Umfang des Projekts zu ermitteln. Je nach Situation und Projekt wird der/ die Energieberater*in den Kund*innen an Fachleute für das Modernisierungsprojekt verweisen und auf geeignete Fördermittel hinweisen.

Die Energieberater*innen helfen zudem bei der Auswahl von Unternehmen für die Modernisierungsarbeiten. Für die Kostenvoranschläge informiert der/die Berater*in die Kund*innen über die Listen der zertifizierten Fachleute, die eine lokale Verpflichtungscharta des One-Stop-Shops unterschrieben haben. Sobald die Kostenvoranschläge vorliegen, unterstützt der One-Stop-Shop die Hauseigentümer*innen bei dem Verständnis und der Prüfung der Angebote.

Wenn es an der Zeit ist, die Finanzierungsanträge zu stellen, informiert der/die Berater*in die Hauseigentümer*innen über das weitere Vorgehen. Für die Finanzierung des Modernisierungsprojekts bietet der One-Stop-Shop weitere Unterstützung an, zum Beispiel Hilfe bei der Beantragung von Fördermitteln.

Während der Modernisierungsarbeiten bietet der One-Stop-Shop unterstützende Beratungen an. Dies kann hilfreich sein, wenn die Hauseigentümer*innen eine umfassende Renovierung durchführen.

Um die Einsparungen der modernisierten Immobilie zu kontrollieren und niedrigere Rechnungen zu gewährleisten, bieten die Energieberater*innen eine Überwachung des Energieverbrauchs an.

Besondere Eigenschaften

Ein Baustein bei der Entwicklung des One-Stop-Shops war die Analyse des Modernisierungspotenzials in der Metropolregion Toulouse. Auf der Grundlage von lokalen Daten, Opendata und Daten einer Plattform, die Eigentümergemeinschaften bei der Modernisierung unterstützt, wurden typologisch ähnliche Quartiere und Gebäude mit erhöhtem Modernisierungspotenzial ermittelt. Ziel des One-Stop-Shops ist es, durch kollektive Beratungen die Modernisierungskosten für Hauseigentümer*innen zu senken.

Auf der Grundlage der Analyse des Modernisierungspotenzials werden bis Ende 2022 30.000 Briefe an die Hauseigentümer*innen verschickt, für deren Immobilien ein Modernisierungspotenzial identifiziert wurde. Durch diese gezielte Kommunikation sollen die Eigentümer*innen für die Dienstleistungen des One-Stop-Shops sensibilisiert werden.

Mithilfe einer „charter of commitment” (Verpflichtungscharter) sollen qualifizierte lokale Bauunternehmen für die Unterstützung des One-Stop-Shops gewonnen werden. Diese Charta enthält zum einen Verpflichtungen für die Zusammenarbeit zwischen dem One-Stop-Shop und den örtlichen Bauunternehmen. Andererseits hilft sie bei der Erstellung einer Liste vertrauenswürdiger Fachleute, die über die Website des One-Stop-Shops zugänglich ist und bei den Beratungsgesprächen ausgehändigt wird.

Das Projekt I-HEROS legt besonderes Augenmerk auf die Qualifizierung und Verankerung eines Instruments für die Fortschrittskontrolle der energetischen Modernisierung in der Region. Um die Modernisierungsdynamik durch den One-Stop-Shop zu verfolgen, wird im Rahmen des Projekts ein Monitoringsystem entwickelt. Teil dieses Monitoringsystems werden Leistungsindikatoren und Schlüsselindikatoren, wie zum Beispiel die Anzahl der durchgeführten Arbeiten, sein. Aber auch die Kundenzufriedenheit soll evaluiert werden.

Zusammenarbeit und Netzwerke

Unter der Leitung von Toulouse Métropole wird das Projekt I-HEROS in einem Konsortium von sechs weiteren französischen Partnern und der ZEBAU GmbH als einzigem deutschen Partner entwickelt. Die Partner verfügen über praktische Erfahrung in technischen, digitalen, sozialen, rechtlichen und administrativen Aspekten der Modernisierung. Darüber hinaus werden lokale Akteure in den One-Stop-Shop integriert, zum Beispiel durch die Verpflichtungscharter.

Durch die Öffentlichkeitsarbeit für das Projekt werden Städte, Energieagenturen, andere EU-geförderte Projekte und Energieclusterverbände auf europäischer Ebene über I-HEROS informiert. Im Zusammenhang mit der Untersuchung, inwiefern sich das französische One-Stop-Shop-Model auf andere europäische und deutsche Städte übertragen lässt, werden im weiteren Verlauf des Projekts Kontakte zu vergleichbaren Projekten und Akteuren hergestellt.

 

Über das Projekt

Logo des Projekts I-Heros
Das Projekt I-HEROS wird von der Europäischen Union im Rahmen des Forschungs- und Innovationsprogramms Horizon 2020 unter der Finanzhilfevereinbarung 890598 gefördert. Das Projekt startete im September 2020 und hat eine Laufzeit von 3 Jahren.
Die ZEBAU vermittelt im Projekt die Erfahrungen der Hamburger Energielotsen und untersucht die Übertragbarkeit des französischen Ansatzes nach Deutschland.

Die “Maison de L’Énergie” als Herzstück des One-Stop-Shops „Toulouse Métropole Rénov’“ öffnete ihre Türen im Januar 2022. Der Einfluss des One-Stop-Shops wird daher erst nach den ersten Beratungen und vollständig abgeschlossenen Modernisierungsarbeiten sichtbar werden. Die ersten Zahlen zeigen jedoch bereits den Erfolg des One-Stop-Shops in Toulouse: Zwischen Januar und April 2022 gab es mehr als 1.400 Erstberatungen und mehr als 800 umfassende Beratungen.

Weitere Informationen können Sie auf der Website der ZEBAU sowie der Website der Métropole Toulouse finden.